In den Vorarlberger Nachrichten wurde heute eine interessante Umfrage zu touristischen Großprojekten in den Bergen veröffentlicht (nur für angemeldete Nutzer sichtbar). Danach sprechen sich landesweit nur 12% der Befragten klar für weitere Ausbauten aus, 35 % für „Belassen wie jetzt“ und 44 % für weitere Einschränkungen.
Das sollte der Landesregierung sehr zu denken geben: Wenn auch die Landbevölkerung, die sportlichen jungen Leute sowie ÖVP- und FPÖ-Wähler sich mit einer klaren Mehrheit gegen neue Tourismus-Großprojekte in den Bergen aussprechen, hat man das Umweltinteresse der Bevölkerung offensichtlich unterschätzt.
Das liegt wohl daran, dass der Kontakt der Regierung mit den Teilen der Bevölkerung, die etwas umsetzen wollen, intensiver ist, und dadurch die Wahrnehmung der „öffentlichen Meinung“ ziemlich verzerrt wird. (Es ist ja wirklich kein Geheimnis, dass so gut wie jeder, der ein Projekt durchsetzenwill, und dabei auf Schwierigkeiten stößt, direkt mit der Landesregierung Kontakt aufnimmt, und dabei oft Unterstützung bekommt).
Immer wieder wurden in den letzten Jahren Projekte diskutiert, die aus der Sicht des Naturschutzes sehr problematisch waren, mit der Begründung des „überwiegenden öffentlichen Interesses“ aber genehmigt wurden. Seit dem Jahr 2000 hat es zu Lift- und Schiprojekten im Land in 287 Fällen negative Stellungnahmen vom Naturschutz gegeben – 2 davon endeten mit einem negativen Bescheid, 215 mit einem positiven.
Natürlich wird es immer die Abwägung von verschiedenen öffentlichen Interessen brauchen, und es wird auch immer notwendige Eingriffe in die Natur geben. Wir waren aber auch immer der Ansicht, dass die Erhaltung von Natur und Landschaft langfristig eine der wichtigsten Interessen ist, die nicht von jedem erhofften wirtschaftlichen Vorteil übertrumpft werden darf
Aus den Ergebnissen – interaktive Anzeige (falls es nicht funktioniert: Hier kann man es direkt auf Infogram ansehen)
Ob nicht Starkregen und Hagel vom 6. Aug. 2018 oberhalb der Alpe Nova zu denken geben sollte? Muren und Hochwasser bis ins Galgenul könnten auch zukünftig zu Schäden führen
Verantwortung für unsere Zukunft
Kann es sein, dass die Menschen in Vorarlberg mehr Bewusstsein für die Erhaltung unserer Natur entwickelt haben als unsere Landesregierung? Oder gibt es auch in der Landesregierung diese Verantwortung, die aber aufgrund der Abhängigkeit von der kapitalistischen Wirtschaft und deren Interessen nicht als umweltverantwortliche Politik sichtbar wird.
Auch in einer repräsentativen Demokratie sollte der Mehrheitswille der Bevölkerung umgesetzt werden. Das dies zurzeit nicht geschieht, sieht man an den Sonntagsdemos, den Klimademos „friday for future“ und auch an den vielen Aktionen und Bürgerbewegungen für Naturthemen, für die tausende Menschen auf die Straße gehen, Unterschriften leisten und ihren Unmut auch in Leserbriefen äußern.
Die Politik sollte diese Botschaften ernst nehmen und ihre Politik an die Bedürfnisse der Menschen im Land orientieren. Im Herbst gäbe es Gelegenheit für die stille Mehrheit der Bevölkerung, die eine andere Umweltpolitik wünscht, an der Wahlurne eine andere Richtung vorzugeben.