EU-Renaturierungsgesetz darf nicht an uns scheitern

Zehn Vorarlberger Institutionen aus Natur- und Umweltschutz haben sich mit einem offenen Schreiben an LH Wallner gewandt und ihn dringend ersucht, die Umsetzung des EU-Renaturierungsgesetzes zu unterstützen.

Die Organisationen wüssten auch gerne, wie solche Stellungnahmen eigentlich zustande kommen, und warum sie nicht öffentlich gemacht werden. Es ist uns auch auch unklar, warum die Landeshauptleute auf ihrer früheren ablehnenden Stellungnahme beharren, wenn in der Zwischenzeit vom EU-Parlament ein Kompromiss beschlossen wurde, in dem viele Bedenken bereits berücksichtigt wurden.

Bereits im Vorjahr haben sich ja alle österreichischen Umweltanwält*innen dafür eingesetzt, dass das Renaturierungsgesetz nicht verwässert werden dürfe. Nunmehr wurde im Februar schon ein abgeschwächter Kompromiss beschlossen – wenigstens der soll nicht ausgerechnet an Österreich scheitern.

Übrigens hat sich gerade eine neue Initiative gebildet, die Unterschriften für das Gesetz sammelt, und auf ihrer Website auch informiert und über Gerüchte aufklärt: www.renaturierungsgesetz.at

EU-Agrarpolitik und Umwelt: Da geht noch mehr

Die Landwirtschaft hat große Auswirkungen auf Umwelt und Natur – positive und negative. Daher hat die Agrarpolitik der EU eine Schlüsselrolle bei der Erhaltung der Biodiversität und der Begrenzung der Klimakrise. Um dies zu erreichen, sind zielgerichtete Förderungen von größter Bedeutung.

Die österreichischen Umweltanwaltschaften haben daher in einer gemeinsamen Stellungnahme konkrete Verbesserungen im neuen EU-Förderprogramm gefordert.

Dazu weisen wir ausdrücklich auf die umfassende Arbeit von 18 Naturschutzfachleuten zu den Herausforderungen bei ÖPUL-Naturschutzmaßnahmen und naturschutzfachlichen Empfehlungen für künftige Fördermaßnahmen hin (Eichberger et al. 2019), die hier unbedingt zu berücksichtigen sind. Denn sie umfassen bereits ganz konkrete Maßnahmen und begründete Verbesserungsvorschläge zur Zielerreichung. Die Umsetzung dieser Forderungen sind unbedingt notwendig, um die Biodiversität und den Naturhaushalt samt seiner Ökosystemleistungen zu schützen und den European Green Deal erfüllen zu können.

Neben Hecken, Feldgehölzen und Obstbaumbeständen wichtig sind auch attraktive Prämien für Flächen, die später als üblich gemäht werden, als auch Förderungen für einmähdige Magerstandorte mit geringem Heuertrag sowie die Anwendung einer naturkonformen, tierschonenden Mähtechnik, Brache- und Wiesenrandstreifen, auch entlang von Waldrändern und Gewässern. Dies ist insb. auch für den Insektenschutz (Heuschrecken, Schmetterlinge und Libellen) wichtig.

Gezielt gefördert werden müssen auch für Amphibien und Reptilien wichtige Strukturen wie Steinmauern, Lesestein- und Totholzhaufen, feuchte und staunasse Mulden, sowie Vogelansitzwarten (z.B. für Braunkehlchen, Neuntöter und Greifvögel) auf Schlägen.
Auf Weideflächen sind attraktive Prämien zur Auszäunung von ökologisch bedeutenden Lebensräumen wie Mooren und Feuchtflächen notwendig, als auch eine Beschränkung der Tierzahl und Förderung spezieller Haustierrassen für den Erhalt von Mager- und Hutweiden, standortangepasste Almbewirtschaftung und Tierwohl, Festmistsysteme und Kompostierung.

Für Äcker ist nicht nur der Verzicht auf Pflanzenschutzmittel sowie Erosionsschutz wichtig, sondern auch die Förderung des Humusaufbaus, stickstoffbindender Pflanzen und Zwischenfruchtanbau, Humuserhalt und Bodenschutz sowie Schutz von Lerche und Kiebitz durch sog. „Kiebitz-Äcker“ und „Lerchenfenster“.

Mehr Information:

GAP: nationaler Strategieplan für Österreich (incl. Möglichkeiten zur Stellungnahme)

Studie: Maßnahmen und Herausforderungen, Eichberger et. al., 2019

Stellungnahme der österreichischen Umweltanwält*innen

 

 

Über 520.000 Stimmen für Natura 2000

BirkhahnWeit über eine halbe Million Menschen haben EU-weit für einen starken Naturschutz in Europa eingesetzt und sich an der Aktion NatureAlert beteiligt.
Dazu kommen natürlich noch Personen und Organisationen, die sich individuell an der Umfrage der EU teilgenommen haben.Mehr dazu zB beim WWF.

Nun wird es an der Kommission liegen, die richtigen Schlüsse aus den vielen Stellungnahmen zu ziehen. Zu verbessern gäbe es jedenfalls auch noch einiges, wie  etwa die Bestandsaufnahme aus dem Vorjahr zeigt.

Letzte Woche: EU-Befragung zu Natura 2000

natura2000Nur noch bis zum 24. Juli läuft die EU-weite öffentliche Umfrage zu Natura 2000 – wem die Natur ein Anliegen ist, und wer das bisher noch nicht gemacht hat, sollte sich rasch daran beteiligen!

Der Hintergrund: In der EU gibt es Bestrebungen, die Naturschutzrichtlinien „moderner“ und „unbürokratischer“ zu gestalten, deshalb werden sie derzeit einem „Fitness-Check“ unterzogen. Viele Naturschutzorganisationen befürchten, dass die Richtlinien aufgeweicht werden sollen und fordern ihre Mitglieder auf, sich in die Diskussion einzubringen. Mehr Information dazu zB hier (PK österreichischer Umweltorganisationen), beim WWF oder dem Umweltdachverband.
Dort sind jeweils auch Links zur Seite naturealert.eu, wo man mit einem Klick eine naturschutzfreundliche Antwort abschicken kann. Wer mehr Zeit und Wissen hat, kann die Fragen hier im Detail beantworten. Weiterlesen

Natura2000-Preise vergeben

n2000awardIn diesem Jahr hat die EU-Kommission erstmals Preise für die Umsetzung für Natura2000 vergeben, um die besten Beispiele in verschiedenen Bereichen hervorzuheben: Conservation (also Naturschutz im engeren Sinn), Kommunikation, Sozio-Ökonomischer Nutzen, Interessensausgleich und Vernetzung.

Polarfuchs (C) quartl @wikimediaSchon die Liste der unter „Conservation“ eingereichten Projekte gibt einen faszinierenden Einblick in die Vielfalt der Natur in Europa und der Schutzprojekte – von den Polarfüchsen in Schweden bis zu den Rötelfalken in einer spanischen Kirche.
Sieger in dieser Sparte wurde ein bulgarisches Projekt zum Schutz der Kaiseradler. Zuvor waren in dem Gebiet über zwei Drittel der Jungvögel durch Stromschlag umgekommen. Nachdem (übrigens in Zusammenarbeit mit der EVN Bulgaria)  595 Strommasten isoliert wurden, kam es zu keinen Todesfällen mehr, und der Bestand der Brutpaare hat um über 25% zugenommen.

Saschiz, Siebenbürgen - (c) CristianChirita

Saschiz, Siebenbürgen – (c) CristianChirita

Unter den Einreichungen im Bereich „Sozio-Ökonomischer Nutzen“ sind einige Ökotourismusprojekte – hier könnten Naturfreunde noch gute Ideen für den nächsten Urlaub finden.
Die Bilderbuchlandschaft Siebenbürgens, wo das Siegerprojekt herkommt, wäre auf jeden Fall eine Reise wert. Dort arbeitet eine Stiftung daran, zusammen mit der Bevölkerung, vor allem mit den Bauern, die extrem artenreiche traditionelle Kulturlandschaft zu erhalten und zugleich durch die Förderung von lokalen Produkten, Handwerk und Tourismus die Wertschöpfung zu verbessern.