Alle drei Jahre stellt die Landwirtschaftskammer den Antrag, den Abschuss von Rabenkrähen und Elstern ausnahmsweise zuzulassen. Das ist rechtlich prinzipiell möglich, auch nach der europäischen Vogelschutzrichtlinie.
Allerdings gibt es dafür ganz klare Voraussetzungen: Solche Ausnahmen sind möglich, um erhebliche Schäden abzuwehren, und zwar nur dann, wenn es dazu keine anderen Möglichkeiten gibt. Und natürlich müsste man erst einmal prüfen, ob diese Abschüsse auch etwas nützen – sonst wären sie ja von vornherein sinnlos.
Darauf habe ich – wie in den Jahren zuvor – in meiner Stellungnahme hingewiesen.
Dabei habe ich schon Verständnis dafür, dass die Bauern ihre frisch gesäten Kulturen schützen wollen, und dass einzelne Vögel Schaden anrichten können, wenn sie zum Beispiel Siloballen oder Gewächshausfolien anpicken. Meistens nützt es aber nichts, ein paar Vögel abzuschießen, wenn ein paar Tage später wieder andere kommen. „Abschreckung“ kann ja nur wirken, wenn die Vögel wissen, was sie an einem Ort erwartet, und das können sie nicht …
Man müsste sich vielmehr mit dem Verhalten dieser intelligenten Vögel beschäftigen, um herauszufinden, wie man sie von empflinldichen Kulturen fernhalten kann.
Und wenn man weiß, wie die Populationen aufgebaut sind, versteht man auch, dass man mit planlosem Abschießen unter Umständen mehr Schaden als Nutzen erzeugen kann. Zum Beispiel dann, wenn ein brütendes Paar geschossen wird, das in seinem Revier dafür sorgt, dass die herumstreifenden Trupps von „Nichtbrütern“ nicht überhandnehmen.
Nachtrag (August 2016)
Wie zu erwarten war, haben die BHs nach und nach die Verordnungen für die Abschüsse erlassen. Vermutlich, ohne sich wirklich mit der Frage der Notwendigkeit auseinanderzusetzen.
Sicher: Die Rabenvögel sind bei uns nicht gefährdet, und werden auch durch die bewilligten Abschüsse nicht aussterben. Trotzdem ist es nicht in Ordnung, Tiere zu Tausenden zu töten, wenn es nicht zwingend notwendig ist, und schon gar nicht, wenn nicht einmal sicher ist, ob diese Abschüsse überhaupt etwas nützen.