Das letzte Vorarlberger Verkehrskonzept wurde 2006 beschlossen, ist also schon eine ganze Weile her. Jetzt steht die Überarbeitung an, zur Vorbereitung gab es einen Bürgerrat, der ganz interessante Ideen aufwarf, die auch in einem „Bürgercafé“ diskutiert wurden.
Im Frühjahr wurde der Begutachtungsentwurf öffentlich aufgelegt – leider gerade über die Osterzeit und in einer Phase, in der auch sonst sehr viel auf dem Arbeitsprogramm stand. Wir haben uns trotzdem bemüht, trotz knapper zeitlicher Ressourcen das Wichtigste aus unserer Sicht einzubringen: Stellungnahme der Naturschutzanwaltschaft.
Das ganz kurze Fazit ist, dass leider die Chance verschenkt wurde, die Mobilität wirklich an Prinzipien der Nachhaltigkeit auszurichten. Man sieht dem Entwurf zwar an, dass sehr viel Arbeit und viele gute Ideen eingeflossen sind. Zugleich ist aber auch erkennbar, dass offenbar alle Interessen bedient werden sollten – also neben Radverkehr und ÖV auch Auto- und Flugverkehr, und natürlich wollte man sich von den liebgewordenen alten Projekten wie Stadttunnel Feldkirch und der S18 nicht trennen, die aus unserer Sicht nur zur Verlängerung eines längst überholten Verkehrssytems beitragen würden.
Nur zur Klarstellung sei angemerkt, dass wir weder Autos noch Flugzeuge verbieten wollen. Aber die Ausrichtung des Verkehrssystems muss in eine ganz andere Richtung gehen, und dafür sind eben klare Prioritäten notwendig. Die großen Bemühungen für Verbesserungen im öffentlichen Verkehr, Fußgänger- und Fahrradverkehr werden nie ausreichen, wenn zugleich auch der Autoverkehr weiter gefördert wird. Da traut man sich politisch offenbar nicht so recht drüber – eigentlich ist aber logisch, dass man eben eine Seite benachteiligen muss, wenn man die andere bervorzugen will.
Und das müsste der umwelt- und klimaverträglichere Verkehr sein. Die Daten aus dem letzten Monitoringbericht zur Energiezukunft Vorarlberg sprechen hier eine klare Sprache: Der Sektor Mobilität ist der einzige, der die gesteckten CO2-Ziele massiv verfehlt. In den Grafiken zum Bericht ist das sehr anschaulich (der ganze Bericht ist aber als Lektüre sehr zu empfehlen):
Noch ist das Mobilitätskonzept nicht beschlossen, und Anpassungen wären noch möglich – daher ein Fragezeichen im Titel dieses Beitrags. Wir meinen, das Thema Klimawandel ist wichtig genug, um auch einmal weniger populäre Maßnahmen in Angriff zu nehmen.
Was kurzfristig der bequemere Weg ist, würde dafür langfristig wesentlich größere Probleme verursachen (und wesentlich teurer werden, auch das ist ja längst bekannt – siehe „Kosten des Nichtstuns„).