In den letzten Tagen wurde zu Recht viel über den geplanten Speicherteich der Silvretta Montafon beim Schwarzköpfle diskutiert (VN-Bericht vom 27. 1.).
Dabei hat man von Betreibern und Politikern mehrmals gehört, das sei doch gar kein so schlimmer Eingriff, es werde alles wunderschön und natürlich gestaltet, und so ein Bergsee sei doch immer etwas Schönes.
Nun muss man den Betreibern durchaus zugestehen, dass sie sich bei der Planung bemüht haben, die Anlage so gut wie möglich in die Landschaft einzubinden, und naturnahe zu gestalten.
Aber diese Möglichkeiten sind immer begrenzt – eine künstliche Struktur würde jedenfalls erkennbar bleiben, und ein 26 Meter hoher Damm mit Zufahrten und technischen Bauwerken kommt in der Natur so sicher nicht vor. Dazu kommt, dass der Speicher am Ende des Winters leer wäre, und sich über den Sommer erst wieder füllen müsste – was den natürlichen Eindruck nicht gerade verbessert.
Zumindest bei den politischen Unterstützern würde ich davon ausgehen, dass diese das Projekt sicher nicht im Detail kennen, und sich vielleicht auch noch nie ähnliche Anlagen genau angesehen haben. Als Service daher im Folgenden ein paar Bilder von anderen Speicherteichen im Land (alle Fotos von der Naturschutzanwaltschaft, falls nicht anders angegeben):
Der Speicher Seebliga im Schigebiet Hochjoch wurde schon 1998 errichtet und war laut Planungsbüro mit knapp100.000 m³ damals der größte Speicherteich der Welt. Damals war es noch Stand der Technik, den Speicher innen bis fast zum Rand zu asphaltieren. Der damalige Planer meinte trotzdem, das sehe aus wie ein schöner Bergsee …
Der Speicherteich „Hohes Licht“ in Damüls wurde 2008 gebaut und hat ca. 86.000 m³.
Da er in einer moorigen Senke errichtet wurde, wurde er naturschutzfachlich als problematisch gesehen. Ein Teil der Moorvegetation wurde seitlich wieder eingebracht, dennoch ist durch den umlaufenden Fahrweg, den Zaun und die gekiesten, einheitlich geneigten Böschungen die künstliche Struktur gut erkennbar.
Vom Tourismus wird der See mittlerweile auch als „Uga Alpsee“ beworben und soll bei Besuchern beliebt sein. Nun kommen Wasserflächen sicher immer gut an, und vollgefüllt (wie auf dem Bild unten) sieht der See immerhin besser aus. Aber „Natur pur“ ist nach unserer Auffassung immer noch was anderes …
Der Speicherteich Gaisbühel im Mittelberg (im Schigebiet Hoher Ifen) liegt auf ca. 1290 Metern und damit deutlich tiefer als die meisten anderen. Dort sind die Voraussetzungen für eine Begrünung viel günstiger als im Hochgebirge; dieser See wurde auch mit einer ökologischen Begleitplanung nach dem neuesten Stand der Technik geplant. Zumindest, wenn er mit ca. 100.000 m³ voll gefüllt ist, hat er sicher gute Chancen, als „natürlich“ durchzugehen, auch wenn ein geschultes Auge die gebauten Strukturen immer noch erkennen kann.
Unser Bild vom Ende der Bauzeit 2016 zeigt, wie der See aussieht, wenn er nicht ganz voll ist – die Kunststofffolie wird dann wohl immer auffällig sein:
Mit 170.000 m³ ist der „Hochalpsee“ in Warth bisher der größte Speicherteich in Vorarlberg (der Name wurde wohl gleich im Hinblick auf die touristische Verwertbarkeit gewählt …). Nach der eigenen Darstellung fügt er sich „harmonisch in die alpine Landschaft ein“, und zumindest die winterliche Ansicht sieht ganz nett aus:
Wir haben von diesem Speicher nur Bilder von der Bauzeit, in der zugegebenermaßen alles wild aussieht. Die beeindruckenden Dimensionen werden allerdings so bleiben, und auch die schnurgerade, naturferne Dammkante.
Und wer wissen möchte, wie das fertige Werk aussieht, kann sich im nächsten Sommer selbst ein Bild machen – blind glauben muss man uns sowieso nichts.
Nicht die Optik sollte im Vordergrund stehen sondern der verlorene Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen.
Ja, es ist natürlich beides. Die Optik kann man mit Fotos aber besser zeigen, und nachdem so viel von „schönen Seen“ die Rede ist, habe ich einmal ein paar Beispiele aus unserem Archiv gesucht.
Es geht nicht nur um den „Speichersee“ für die Beschneiung in der Silvretta Montafon allein, sondern auch/vor allem um das, was danach an Infrastruktur – Turmkanonen, Schneilanzen etc. – ganzjährig in den im Sommer auch als „Erholungs- und Wandergebiet“ genutzen alpinen Landschaft errichtet und betrieben wird. Über 500 Stück sind schon in Betrieb und verschönern die alpine Landschaft.
Die wenigsten davon werden im Frühjahr nach der Saison demontiert und im Herbst wieder aufgebaut.
Es geht nicht darum, dass man grundsätzlich gegen Beschneiung ist. Wintertourismus ist sicher wichtig und eine maßvolle Grundbeschneiung notwendig. Dies ist in weiten Bereichen unserer Schigebiete im Normalfall bereits gegeben.
Ein weiterer Ausbau um jeden Preis, nur damit man schon ab 1. Oktober „schneien“ kann, ist ab zulehnen.
Ein Kampf der Schiliftgesellschaften gegen den Klimawandel, der aufgrund der steigenden Temperaturen verloren gehen wird.
Hallo, Hubert!
Du hast recht, es ist nicht nur der „Teich“ alleine, sondern es kommt noch viel dazu. Alleine bei der letzten Erweiterung im Bereich Versettla/Valisera wurden zusätzlich 173 Schneekanonen und 20 Schneilanzen bewilligt.
Wenn man mehr Schnee hat, kann man wieder mehr Pisten bauen, und für mehr Pisten braucht man wieder mehr Schnee …
Jeder einzelne soll sich sagen: Für mich ist die Welt geschaffen, darum bin ich mitverantwortlich. (Babylonischer Talmud)
Es geht hier ja nicht nur um einen häßlichen, naturzerstörenden Speichersee, dazu kommen ja noch viele neue Schneelanzen und -kanonen, die dann das ganze Jahr über unsere wunderschöne Bergwelt verschandeln. Ich bin für sanften Tourismus. Es muß endlich mit diesem Steigerungswahnsinn zu Ende gehen.
Ich bin deiner Meinung